Long Covid

Long Covid Update

Wie häufig ist Long Covid?

Nach über einem Jahr Pandemie weiß man über die Häufigkeit von Long Covid nach wie vor zu wenig.

Eine aktuelle Erhebung aus dem Vereinigten Königreich (in Österreich gibt es sowas ja leider nach wie vor nicht) zeigt, dass ca. 14% der Erkrankten 12 Wochen nach einer Covid19-Infektion nach wie vor gesundheitliche Probleme haben.

Das zieht sich durch alle Altersgruppen, ist aber besonders bei jungen Menschen betont – jenen, wo meist von einem milden Verlauf, also ohne Krankenhaus- oder Intensivaufenthalt, ausgegangen wird.


Schlechte Definition von Long Covid

Bei vielen dieser Betroffenen, die oft unter dem Begriff Long Covid zusammengefasst werden (dieser Begriff ist leider aktuell noch nicht gut definiert) zeigen sich keine Organschäden. Sie sind oft jünger und vermehrt weiblich. Es gibt mittlerweile zahlreiche Arbeiten, die das Auftreten verschiedener Symptome untersuchen. Ein rezentes, auf medRxiv als Preprint veröffentlichtes, Review gibt hier einen gute Übersicht.

Fatigue, insbesondere aber die Post Exertional Malaise, also eine pathologische Erschöpfbarkeit oft auch nach banaler Aktivität, sind ein führendes Merkmal. Zusätzlich finden sich unter anderem deutliche kognitive Einschränkungen, Kreislaufprobleme und Schmerzen.

Die meisten Betroffenen sind in ihrer Lebensführung und Arbeitsfähigkeit deutlich eingeschränkt. Viele erfüllen im Verlauf die Diagnosekriterien für ME/CFS.

Die konkreten Ursachen für Long Covid sind weiterhin unklar.


Welche Symptome sind möglich?

Sehr im Vordergrund steht, auch in meiner klinischen Erfahrung, eine Fehlfunktion des autonomen Nervensystems, insbesondere der Kreislaufregulation (siehe hier, hier oder hier).

Bei vielen Betroffenen finden sich auch Hinweise auf ein Mastzellaktivierungssyndrom.


Wie kann man Long Covid behandeln?

Die Grundlage der Therapie bei Long Covid ist das sogenannte Pacing. Demzufolge soll Aktivität nur in dem Rahmen erfolgen, in dem es zu keiner Verschlechterung des Zustandes kommt. Dies ist insbesondere wichtig, da dies in deutlichem Kontrast zu denjenigen Patient*innen steht, wo bei Organschäden oder auch psychosomatischer Problematik, die nach Infektion auch vorhanden sein kann, eine reguläre Rehabilitationstherapie mit Trainingsprogramm oder eine psychosomatische Therapie ja einen positiven Effekt haben.

Dazu ist es auch notwendig, symptomatisch bei Mastzellenaktivierungssyndrom bzw. orthostatischer Dysregulation zu behandeln. Ziel ist zunächst eine Stabilisierung und Vermeidung einer weiteren Verschlechterung.


Es braucht endlich Anlaufstellen!

Leider beginnt auch bei Long Covid, genauso wie bei ME/CFS, eine Stigmatisierung der Patient*innen.

Wichtig ist es daher, geeignete Anlaufstellen für Menschen zu schaffen, die nach Covid19 anhaltende gesundheitliche Probleme haben. Dort muss eine richtige Differenzierung erfolgen, um eine möglichst zielgerichtete Therapie zu erreichen.

Leider gibt es solche Anlaufstellen nach wie vor nicht. Angesichts der zunehmenden Fallzahlen bleibt zu hoffen, dass sich das bald ändert.