Von 21.-22. November fand an der Charité Berlin die erste Tagung zu Fatigue bei immunologischen Erkrankungen statt. Ich konnte bei dieser interessanten Veranstaltung dabei sein.
Chronic Fatigue Syndrome
Ein wesentliches Thema war natürlich das Chronic Fatigue Syndrome (CFS). Man diagnostiziert CFS aktuell nur anhand von klinischen Kriterien. In vielen Fällen scheint eine Autoimmunreaktion vorzuliegen.
Dabei richtet sich das Immunsystem, oft verursacht durch einen Virusinfekt, gegen Bestandteile des eigenen Körpers. Autoimmunreaktionen betreffen vor allem junge Menschen, und hier vor allem Frauen. Das deckt sich sehr gut mit der Erfahrung bei CFS. Hier sind etwa 70% der Betroffenen Frauen. Darüber hinaus sind vor allem junge Erwachsene betroffen.
Fehlfunktion des autonomen Nervensystems
Über die genauen Vorgänge im Körper von erkrankten Menschen herrscht noch Unklarheit. Es ist aber, auch durch Untersuchungsbefunde nachweisbar, sehr oft ein Problem mit dem autonomen Nervensystem vorhanden.
Das autonome Nervensystem ist für die Steuerung jener Vorgänge im Körper verantwortlich, die wir nicht bewusst beeinflussen können. Dazu gehören der Blutdruck, die Verdauung, aber auch Speichel- und Schweißproduktion.
Passend dazu finden sich bei vielen Betroffenen Probleme mit zu niedrigem Blutdruck im Stehen, Verstopfung, trockenem Mund oder trockenen Augen sowie viele andere hinweisende Symptome.
Die genaue Ursache ist unklar. Es scheint bei vielen Erkrankten eine sogenannte Small Fiber Neuropathie vorzuliegen. Dies ist eine Erkrankung der kleinen, feinen Nervenfasern, die unter anderem zur Wahrnehmung von Temperatur dienen. Sie steuern aber eben auch die autonomen Vorgänge im Körper.
Außerdem konnten Autoantikörper nachgewiesen werden, die zum Beispiel auf die kleinen Blutgefäße wirken und damit die Kreislaufregulation beeinflussen können.
Virusinfektion als Ursache von CFS?
Eine andere präsentierte Theorie war die Möglichkeit eines Virusinfekts, konkret HHV-6.
Dieses Virus gehört zur Familie der Herpesviren. Unser Immunsystem kann es unter Kontrolle halten, aber nie komplett eliminieren. Außerdem kann es sich in unser Erbgut einbauen. Dadurch ist auch eine Weitergabe an die Kinder möglich.
Zum Problem wird das, wenn das Virus durch bestimmte Umweltfaktoren reaktiviert wird. Es wird dann sowohl die Energieproduktion der betroffenen Zelle als auch die der anderen Zellen im Körper beeinträchtigt.
Zukunft bei Fatigue bei immunologischen Erkrankungen
Es wurden bei dieser Tagung zahlreiche interessante Ansätze und Ideen zur Ursache von Fatigue bei immunologischen Erkrankungen präsentiert.
Nachdem Erschöpfung aber leider schwer messbar ist, wurden die Ursachen für sehr lange Zeit ignoriert. Daher ist in der Forschung noch sehr viel Aufholbedarf gegeben.
Wichtig ist aber, dass zumindest jetzt damit begonnen wird. Es werden aus besseren Kenntnissen der Grundlagen für abnormale Erschöpfbarkeit dann hoffentlich auch neue Therapieansätze entstehen, die das Leben der Betroffenen leichter machen.